Inklusion

Was ist Inklusion?

Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, gemeinsam zu leben und zu lernen. Ganz egal, wie verschieden sie sind, Inklusion bedeutet: Miteinander in Vielfalt. Inklusion ist ein unbedingtes Menschenrecht! Der einzelne Schüler mit seinen individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen, aber auch mit seinem persönlichen Unterstützungsbedarf rückt in den Blick.

Inklusion ist mehr

Der Inklusionsgedanke entspricht dem christlichen Menschenbild, das jeden Menschen als ein Geschöpf und als Ebenbild Gottes versteht. Aus dieser Haltung heraus schafft inklusiver Religionsunterricht eine Atmosphäre, in der es um mehr geht, als einzig um messbare Leistungen.

Inklusion zielt dabei nicht nur auf das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Förderbedarf. Ein inklusiver Religionsunterricht bemüht sich um einen sensiblen Umgang mit Heterogenität, um Differenzierung und um den Abbau von (möglichen) Lernbarrieren.

Für den Religionsunterricht bedeutet Inklusion:

  • Das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf
  • Das Lernen in altersheterogenen Gruppen
  • Das gemeinsame Lernen von Kindern mit unterschiedlichem sozialem, kulturellem, religiösem und ethnischem Hintergrund
  • Das Miteinander von Jungen und Mädchen und ein geschlechtersensibler Unterricht
  • Das gemeinsame Lernen von Kindern mit unterschiedlicher Leistungsmotivation und Leistungsfähigkeit

Inklusion zielt auf die Überwindung von Ungleichheiten und auf ein Miteinander auf Augenhöhe. Fähigkeit zur Empathie, ein sensibler Blick auf (mögliche) Barrieren, Toleranz gegenüber dem Andersartigen und Bereitschaft zur Solidarität sind dazu unerlässlich.

Das RPZ Heilsbronn unterstützt Sie bei Ihrem inklusiven Religionsunterricht

Wir verstehen Inklusion vor dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes, das jeden Einzelnen wertschätzt und das Miteinander verschiedener Menschen fördert. Deshalb unterstützen wir Religionslehrkräfte auf dem Weg zu einem inklusiven Unterricht:

  • Wir gestalten Fortbildungsangebote und informieren Arbeitskreise, interessierte Religionslehrkräfte, Studierende und Pfarrer*innen über die Möglichkeiten eines inklusiven Religionsunterrichts.
  • Wir beraten Religionslehrkräfte und Pfarrer*innen und begleiten sie bei der methodisch-didaktischen Ausrichtung des eigenen inklusiven Religionsunterrichts.
  • Wir entwickeln Konzepte und Praxisideen für einen inklusiven und differenzierenden Religionsunterricht.
  • Wir vernetzen uns mit anderen Instituten, Universitäten und Hochschulen, um die Weiterentwicklung inklusiv-religionspädagogischer Konzeptionen zu unterstützen und wissenschaftlich zu fundieren.

InReV - Inklusive Religionspädagogik der Vielfalt

Das Referat Inklusion des RPZ Heilsbronn beteiligt sich an der inhaltlichen und fachlichen Profilierung einer „Inklusiven Religionspädagogik der Vielfalt“. Unter Leitung des Comenius-Instituts Münster entwickeln religionspädagogische Expert*innen aus Wissenschaft, Aus-/Fort-/Weiterbildung und Unterrichtspraxis Theorie- und Praxiskonzepte für einen diversitätssensiblen Religionsunterricht. Die Reflexion und Bearbeitung von Heterogenität im Kontext religiöser Bildung steht im Mittelpunkt von „InReV“. Neben der fachwissenschaftlichen Profilierung einer „Inklusiven Religionspädagogik der Vielfalt“, die sich als allgemeine und diversitätssensible Religionspädagogik versteht, zielt „InReV“ auch auf eine diversitätssensible Praxis des Religionsunterrichts ab. Auf dem InReV-Internetportal stehen Lehrkräften, Studierende, Fortbildner*innen und anderen interessierten Personen zahlreiche Grundlagentexte, ein Themen-Blog, Unterstützungsangebote zur eigenen Unterrichtsreflexion, Unterrichtsmaterialien und viele weitere Angebote rund um eine inklusive und diversitätssensible Religionspädagogik zur Verfügung.

Eine fachlich fundierte Einführung in das Konzept einer vielfaltssensiblen und inklusiven Religionspädagogik bietet die Veröffentlichung "Inklusive Religionspädagogik der Vielfalt. Konzeptionelle Grundlagen und didaktische Konkretionen". Dieser Sammelband ist im Sommer 2020 im Waxmann Verlag erschienen. Herausgegeben wurde der Band von Thorsten Knauth, Rainer Möller und Annebelle Pithan. Darin finden sich Einführungen in Theoriekonzepte der Vielfalt, Reflexionen zu einer vielfaltssensiblen Theologie, ein Überblick zu Differenzdiskursen in der Religionspädagogik und Schlüsselthemen einer inklusiven Religionspädagogik der Vielfalt. Einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis gibt es unter: Waxmann Verlag GmbH: Bücher

Inklusion aus theologischer Perspektive in verständlicher Sprache

Ulrich Jung:
Bibel - Kirche - Inklusion

Gott schuf den Menschen – und es war sehr gut!
Am Anfang der Bibel steht: Gott hat den Menschen sehr gut geschaffen. Das gilt für alle Menschen. Für Frauen und Männer, für Menschen, die sehen können oder blind sind. Egal ob sie sehr klug sind oder nicht, ob sie reich sind oder arm, alle sind sehr gut. Deswegen sind alle Menschen gleich wertvoll. Eine Putzkraft ist genauso wertvoll wie ein Manager. Eine Verkäuferin ist genauso wertvoll wie eine Bundeskanzlerin. Deswegen hat Jesus alle Menschen gleichbehandelt.

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Literaturtipp: "Religion inklusiv unterrichten"

Praxisreflexionen kirchlicher Religionslehrkräfte an Inklusionsschulen

Seit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention und der staatlichen Förderung von Inklusion an Schulen stehen auch Religionslehrkräfte vor der Herausforderung, ihren Unterricht inklusiv und diversitätssensibel zu gestalten. Welche Praxiserfahrungen sammeln Religionslehrer*innen in ihrem inklusiven Religionsunterricht? Wo nehmen Sie Inklusion als gelingend wahr, wo erkennen sie Grenzen? Wie verändert sich Religionsunterricht durch Inklusion und welche Kompetenzen brauchen Religionslehrer*innen, um religiöse Bildungsprozesse inklusiv gestalten zu können?

Der Band "Religion inklusiv unterrichten", der in der Reihe "Religionspädagogik innovativ" des Kohlhammer Verlags erschienen ist, verfolgt diese Fragestellungen in einer empirischen Studie und rückt dabei die Perspektive kirchlicher Religionslehrkräfte an bayerischen Inklusionsschulen in den Fokus. Ihre Praxisreflexionen über inklusiven Religionsunterricht liefern Bezugspunkte zur Weiterentwicklung einer inklusiven und diversitätssensiblen Religionspädagogik.

Weitere Informationen 

"Was im Vorhinein nicht ausgegrenzt wird, muss hinterher auch nicht eingegliedert werden!"
(Richard von Weizsäcker)

Barrierefreiheit im RU

Eine Behinderung entsteht in einem sozialen Prozess: Nämlich dann, wenn es zu einer Wechselwirkung zwischen einer persönlichen Beeinträchtigung und einer bestehenden (Lern-)Barriere kommt. Durch dieses Zusammentreffen beider Faktoren wird Lernen oder echte Teilhabe am Unterricht eingeschränkt. Das liegt nicht zuerst oder ausschließlich an den physischen Voraussetzungen eines Kindes. Inklusiver Religionsunterricht verlangt von Lehrkräften, mögliche Lernbarrieren aufzuspüren, zum Beispiel:

  • Ungünstige räumliche Gegebenheiten
  • Fehlende technische Hilfsmittel
  • Einseitige Methodik, die bei einigen Schüler*innen zu Über- oder Unterforderung führt
  • Unübersichtliche Arbeitsblätter und ein Unterricht ohne klare Struktur
  • Fehlende Visualisierung
  • Komplizierte und metaphorische Sprache
  • Heilungs- und Wundergeschichten

Lernbarrieren reflektieren

Nicht alle Lernbarrieren lassen sich sofort und vollständig abbauen. Das Erkennen und Reflektieren solcher Barrieren sind aber ein entscheidender Schritt zu ihrer Minimierung:

  • Nehme ich in meinem RU zuerst die Fähigkeiten der Schüler*innen in den Blick und nicht ihre Defizite?
  • Hinterfrage ich in meinem RU kritisch exkludierende und/oder verletzende theologische Denkmuster?
  • Verstehe ich in meinem RU jedes Menschsein als fragmentarisch?
  • Spreche ich Schüler*innen mit unterschiedlicher religiöser und weltanschaulicher Sozialisation an?
  • Geht es in meinem RU um das gemeinsame Theologisieren und finden theologische Deutungen vielfältige methodische Ausdrucksmöglichkeiten?
  • Habe ich die Lebenswelt und die soziale Herkunft meiner Schüler*innen im Blick?
  • Bahne ich in meinem RU milieuverbindende Lernerfahrungen an?
  • Thematisiere ich in meinem RU Beispiele biblischer und kirchlicher Tradition, die Möglichkeiten zur aktiven Lebens- und Gesellschaftsgestaltung aufzeigen?
  • Gehe ich achtsam mit Geschlechterdifferenz um?
  • Reflektiere ich in meinem RU religiös und gesellschaftlich tradierte Rollenbilder kritisch und zeige Alternativen auf?
  • Mache ich vielfältige Gottesbilder zugänglich, die weibliche und männliche Facetten umfassen?
  • Gestalte ich RU in altersgemischten Gruppen durch jahrgangsverbindende Querthemen?
  • Rege ich Peer-Learning und Formen des kooperativen Lernens an?

"Auf dem Weg zu einem barrierefreien Religionsunterricht"
(von Patrick Grasser)

(aus: Kontakt. Informationen zum Religionsunterricht im Bistum Augsburg 11/2016. S. 23-26)

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