Buchempfehlung

Unterricht bei Zwei- und Mehrsprachigkeit. Grundlagen - Methoden - Materialien


Christine Einhellinger (2023): Unterricht bei Zwei- und Mehrsprachigkeit. Grundlagen – Methoden – Materialien, Stuttgart

Das Besondere an dem Buch ist die Perspektive einer Sonderpädagogin, die, von den heterogenen und subjektiven Bedarfen der Schüler*innen ausgehend, Grundlagenwissen und differenzierte Möglichkeiten des Erlernens der deutschen Sprache vorstellt.

Das kompakte Buch eröffnet auch Personen, die nicht primär mit DAZ (Deutsch als Zweitsprache) befasst sind, einen Einblick in die Komplexität des Erlernens einer anderen Sprache. Die Vielzahl der Hürden und Fallen machen den Lesenden verständlich, warum das eigene Erlernen von Fremdsprachen in der Schule so anstrengend war und schaffen dadurch ein Verständnis für die Schwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen, die die deutsche Sprache erlernen müssen.

In einem ersten Kapitel werden einige wichtige Sprachen kurz in ihren Besonderheiten vorgestellt und es wird bewusst, wie verschieden z. B. Ausspracheregeln sind und welche Erschwernisse dies für Kinder aus anderen Ländern mit sich bringt. Auch die Komplexität der deutschen Sprache macht die Verfasserin bewusst, was wiederum zu einem Verständnis dafür führt, warum Menschen mit Migrationshintergrund erst nach längerer Zeit z. B. zu einer korrekten Pluralbildung in der Lage sind: Es gibt für die Bildung des Plural im Deutschen mehr als neun verschiedene Formen (vgl. S. 52).

Die sonderpädagogische Profession der Verfasserin zeigt sich u. a. darin, dass im zweiten Kapitel der Fokus auf die vielfältigen und höchst heterogenen Lernvoraussetzungen der Lernenden gelegt wird. Erst aufgrund der differenzierten Wahrnehmung der Lernenden, ihrer Sprachbiografien und Lebenssituationen können Prinzipien und Konzepte für guten Unterricht entwickelt werden.

Solche grundlegenden Impulse und Ideen stellt die Verfasserin im dritten Kapitel vor. Differenzierung, Lernautonomie oder Handlungsorientierung sind Beispiele der kurz vorgestellten Ansätze.

Nach einer Übersicht über Methoden und Materialien widmet sich die Autorin im letzten Kapitel ausführlich und sehr praxisbezogen der Aufgabe, wie eine Sprache durch den Aufbau eines Wortschatzes und dem Erkennen sprachlicher Muster gelernt werden kann. Die Möglichkeiten in den Bereichen Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben werden differenziert und praxisbezogen ausgeführt.

Die sonderpädagogische Haltung der Autorin wird auch im Schlusskapitel deutlich, in dem sie Möglichkeiten reflektiert, das Zuhause der Schüler*innen wertschätzend in die pädagogische Arbeit einzubeziehen und Herkunftssprache und Kultur der Kinder und Jugendlichen in ihrem Wert anzuerkennen. Die deutsche Sprache soll nicht die Herkunftssprache verdrängen, sondern zu einer positiven Bereicherung werden.

Das Buch kann allen Lehrkräften empfohlen werden, die Schüler*innen mit Deutsch als Zweitsprache unterrichten – was vermutlich auf sehr viele Kolleg*innen zutrifft.

Ulrich Jung, RPZ Heilsbronn, 5/2023

Weitere Informationen auf der Verlagshomepage

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