Der evangelische Religionsunterricht an öffentlichen Schulen ist Kommunikation des Evangeliums. Er ist ein Bildungsort, an dem Kinder und Jugendliche der Botschaft der Rechtfertigung begegnen, die von dem Zwang zu permanenter Leistungs- und Selbstoptimierung und der damit verbundenen Selbstüberforderung befreit.
Vor dem Hintergrund der christlichen Tradition bringt der Religionsunterricht Fragen und Herausforderungen der Gegenwart zur Sprache. Er regt Schülerinnen und Schüler dazu an, vom Evangelium her Perspektiven für die eigene Orientierung und für einen vor Gott verantwortlichen achtsamen Umgang mit Mensch und Welt zu entwickeln.
Im Kontext einer pluralen Welt, die durch zunehmende konfessionelle, religiöse und weltanschauliche Heterogenität geprägt ist, fördert der evangelische Religionsunterricht an öffentlichen Schulen Positionalität, Pluralitätsfähigkeit, interreligiöse Kompetenz und gegenseitige Akzeptanz. Er ist damit Ausdruck von Merkmalen, die für einen modernen demokratischen Staat konstitutiv sind.
Es ist die Aufgabe der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern Voraussetzungen zu schaffen, dass der Religionsunterricht gegenwärtig und zukünftig eine nachhaltige und fundierte Auseinandersetzung mit der lebensbejahenden und begeisternden Botschaft des Evangeliums ermöglicht. Aus diesem Grund wurde 2016 mit dem Projekt „RU 2026“ begonnen, in dem Perspektiven und konkrete Maßnahmen für einen zukunftsfähigen Religionsunterricht entwickelt und umgesetzt werden.
In einer ersten Projektphase richtete sich der Fokus auf sieben Module, die von Fachgruppen analysiert und bearbeitet wurden:
Die erste Projektphase wurde mit Veröffentlichung des Strategiepapiers im Sommer 2018 abgeschlossen. Dieses enthält zahlreiche Maßnahmen, die in der zweiten Projektphase schrittweise Umsetzung erfahren sollen.
Im Anschluss an die erste Projektphase war und ist es Aufgabe des neu gebildeten Kernteams RU 2026 II die Umsetzung konkreter Maßnahmen für einen zukunftsfähigen Religionsunterricht auf den Weg zu bringen. Im Mittelpunkt steht die Vision eines evangelischen Religionsunterrichts, die sich gegenwärtig und zukünftig in den Inhalten, den Strukturen und der Qualität des Unterrichts beweisen muss:
Begeistert von Gott und Mensch. Bereit für die Welt.
Von dieser Vision ausgehend rücken neben den Schülerinnen und Schülern vor allem die Religionslehrkräfte als pädagogische Akteur/innen in den Blick. Ihre Professionalität und ihre persönliche Begeisterung, ihre Haltung und ihr Engagement sind von zentraler Bedeutung für einen theologisch und pädagogisch fundierten Unterricht. Gegenwärtig wie zukünftig ist die Leidenschaft und die hohe fachliche und kommunikative Professionalität der staatlichen und kirchlichen Religionslehrkräfte unerlässlich. Dazu benötigen Lehrer/innen aber auch Rahmenbedingungen und Unterstützungssysteme, die es ermöglichen, einem anspruchsvollen Fach in einer anspruchsvollen Gesellschaft gerecht zu werden. Viele Maßnahmen und Umsetzungsschritte in der zweiten Projektphase sind daher auf Aus-, Fort- und Weiterbildungskontexte von kirchlichen und staatlichen Religionslehrkräften gerichtet – aber auch darauf, die Bedeutung des Religionsunterrichts für Kirche, Schule und Gesellschaft öffentlich zu kommunizieren. Mit den zahlreichen großen und kleinen Maßnahmen, die im Kontext von RU 2026 II umgesetzt werden, verbinden sich die folgenden zentralen Zielperspektiven:
Die konkreten Maßnahmen werden von einem Kernteam unter der Leitung von Henriette Kühne (stellvertretende Abteilungsleitung der Abteilung D „Gesellschaftsbezogene Dienste“ im Landeskirchenamt) koordiniert. Einzelmaßnahmen werden von Fachgruppen konzipiert und umgesetzt, wobei beratend und vernetzend immer wieder Akteur/innen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsbereichen wie Unterricht, Wissenschaft, Politik und Kirche in die Prozesse einbezogen werden.